C. S. Rinke

Erzählungen eines Vampirs

Die Macht der Liebe

Leseprobe:

Im Norden Kanadas, vor langer, langer Zeit ...
Einsam streifte der Eisbär durch das Land. Gerade hatte er Grönland hinter sich gelassen und mit Ellesmere Island wieder kanadischen Boden betreten. Doch wollte er noch weiter in Richtung Süden. Wieder einmal stand der Winter vor der Türe, und die arktischen Temperaturen waren selbst als Eisbär nicht leicht zu ertragen. Die Waldgebiete Yukons waren da schon einladender. Zudem konnte der Eisbär dort wieder in die Rolle des Grizzlybären schlüpfen - und die Winterzeit einfach verschlafen. Ein bitteres Lächeln hallte in des Bären Gedanken.
Schlafen! Als ob er die letzten fünfhundert Jahre etwas anderes getan hätte!
Hass und Verachtung bahnten sich ihren Weg, als der Bär an jene Zeit zurückdachte.
Der geliebte Bruder, getötet von diesem Menschenpack. Die Familie, so in Sorge um die Blutspender, dass sie sich gegen das eigene Kind wandten. Immerhin erhielten diese Verräter ihre gerechte Strafe. Und dieses Menschenkind. Selbst wenn sie zu diesen verhassten Blutspendern gehörte, in jener Zeit hatte der Eisbär sie als Schwester in sein Herz geschlossen. Doch wurde auch sie dahingerafft, vom Wahnsinn, welcher sie unweigerlich in seinen Bann gezogen hatte.
Von Vampiren wie Menschen gleichermaßen angewidert, hatte der jetzige Eisbär damals seinem Leben endgültig den Rücken gekehrt. Ein ganzes Jahrhundert lang war er über die Kontinente gezogen, als das, was er im Innersten fühlte: als todbringendes, blutrünstiges Raubtier.
Doch egal, wie viele Blutspender er damals als Panther auch tötete, Schmerz, Hass und Rachsucht konnte er nicht abschütteln. Also begann er, die Zeit für sich arbeiten zu lassen, wurde zum Bären und versetzte sich in Winterschlaf. Als Vampir war es möglich, diesen Zustand um ein Vielfaches zu verlängern, wodurch der Bär es schaffte, gleich mehrere Jahrzehnte hindurch zu schlafen. Einige Hundert Jahre lang schien dies das Mittel der Wahl zu sein. Doch es kam der Punkt, an dem er selbst durch diesen Trick die Gefühle nicht länger blockieren konnte.
Immer früher wurde der Bär aus seinem Schlaf gerissen und gezwungen, wieder längere Wachphasen durchstehen zu müssen. Erneut begab er sich auf Wanderschaft, bis er schließlich im Norden Kanadas einen passenden Zufluchtsort fand. Die Jahrzehnte zogen dahin, und der Bär musste sich immer mehr den tierischen Instinkten seiner Gestalt unterwerfen. Bald war er gezwungen sich so wie jeder andere Bär auch zu verhalten.
Doch mit der Zeit flauten die Gefühle allmählich ab und wurden schließlich durch vollkommene Leere ersetzt. Der Bär zog sich immer weiter in den Norden zurück, dorthin, wo kaum noch ein Lebewesen existieren konnte, und wechselte sein braunes Fell gegen ein weißes. Doch das ewige Eis und die Gestalt des Eisbären konnten ihn nicht lange zufriedenstellen. Kurzerhand entwickelte er einen ganz eigenen Sommer-Winter-Modus. Fortan verbrachte er die warmen Monate als Eisbär in Grönland, und den Winter verschlief er einfach als Grizzly im südlicher gelegenen Kanada. Dieses System funktionierte ausgezeichnet.
Bis zum heutigen Tage.
Seit vielen, vielen Jahrzehnten hatte der Bär nichts mehr gespürt. Nicht die leiseste, innerliche Regung vernommen. Und mit einem Schlag war alles wieder da.
All der Hass. Die Wut. Schmerz und Trauer.
Der nie gestillte Wunsch nach Vergeltung!
Immer schneller trieben diese Emotionen den Bären nun voran. In Windeseile durchquerte er das halbe Land. Beinahe übergangslos wurde aus dem Eisbären ein Grizzlybär, nur um kurz darauf zum Puma zu werden und schlussendlich in der Gestalt eines schwarzen Leoparden zu verweilen. Immer mehr bauten sich die Gefühle auf, drängten darauf, die Oberhand zu gewinnen. Drängten darauf, den Panther erneut zu beherrschen.
Fünfhundert Jahre waren vergangen, und was hatte der Panther gemacht?
Er wollte Rache, und doch war er eigentlich nur davongelaufen. Hatte sich versteckt und verschanzt im Schutz des Bärenfells. Immer intensiver wurden die Gefühle, sodass der Leopard es schon fast nicht mehr aushalten konnte.
Schlafen?
Nein, geschlafen hatte er mehr als genug. Nun war es an der Zeit zu handeln. Zeit, die Welt an dem aufgestauten Schmerz teilhaben zu lassen - erneut, definitiv ... endgültig.
Die Dämonen der Vergangenheit waren zurück.
Und sie hatten die Macht über den Panther an sich gerissen!
Teil 1
Kapitel 1
Nat saß in der Bibliothek, welche ihm gleichzeitig als Arbeitszimmer diente. Vor ihm auf dem Schreibtisch stand sein Laptop, doch er starrte auf einen imaginären Punkt irgendwo dahinter. Eigentlich wollte er die vorübergehende Ruhe nutzen, um seinen beruflichen Verpflichtungen nachzukommen. Doch seine Gedanken waren anderer Meinung und wanderten unentwegt in eine andere Richtung.
In einer Woche schon würde die Hochzeit von Dario und Betty stattfinden. Die beiden hatten sich bereits auf den Weg nach Schottland gemacht, damit Betty sich ein wenig mit Schloss Primrose, ihrem neuen Zuhause, vertraut machen konnte. Lilly, welche die Rolle der Hochzeitsplanerin übernommen hatte, und Ella, die natürlich mit dem Job der Fotografin betraut wurde, sollten zwei Tage vor dem geplanten Termin ebenfalls in den Highlands eintreffen. Nat seinerseits wollte seine Anreise gleichfalls so anlegen, dass er mit den Freundinnen der Braut eintraf. Adrian hingegen konnte, oder wollte, sich auf keinen genauen Zeitpunkt festlegen. Mehr als das Versprechen, rechtzeitig zur Feier auf dem Schloss zu sein, war ihm nicht zu entlocken. Alles in allem war das dann auch schon die komplette Gästeliste. Folglich gab es auch keine allzu aufwendigen Vorbereitungen für Lilly.
Mit Darios Hilfe hatte sie alles vorbestellt und brauchte dies nur noch in Schottland in Empfang zu nehmen. Das bisschen, das sie dann noch zu tun hatte, war für Lillys geschickte Finger durchaus in zwei Tagen zu bewältigen. Auch beim Catering hatte Lilly ganz auf Darios guten Gaumen vertraut und ihm freie Hand bei der Wahl der Firma gelassen. Was Lilly natürlich nicht wissen konnte: Die Leute vom Partyservice waren eigentlich Männer vom Schutztrupp, was wiederum Adrian gegen den Strich ging. Doch entgegen seiner vorgebrachten Befürchtungen hatten seine Leute nicht das geringste Problem damit, das Servierpersonal zu mimen. Solange es dem Schutz der von Arans und somit dem Schutz der Vampire diente, war es ihnen sogar eine Ehre.
Mit diesem kleinen Trick würden sich somit am Tag der Hochzeit, außer der Braut und deren Freundinnen, keine Menschen im Schloss aufhalten. Schließlich war auch der Standesbeamte, der die Trauung vollziehen sollte, ein Vampir. Einziger Unterschied war, dass dieser seine Rolle nicht spielen musste, sondern tatsächlich die staatlich verliehene Befugnis dafür hatte.
Nat fand es immer noch unglaublich, dass sein Bruder seine wahre Liebe in einem Menschen gefunden hatte. In seinem ganzen langen Leben hätte Nat nie einen Gedanken daran verschwendet, dass dies überhaupt möglich sein könnte. Und doch wurde er eines Besseren belehrt. Dies führte ihn wiederum an den Ursprung seiner gedanklichen Ablenkung zurück, hatte er doch einige Wochen zuvor eine Vision, die ihm den wahren Feind offenbart hatte.
Nun, offenbart wurde ihm genau genommen gar nichts. Doch der Inhalt der Vision legte zumindest die Vermutung nahe, dass sich hinter Balthasar der für tot gehaltene Valerian versteckte. In diesem Licht betrachtet, bekam die Situation natürlich eine ganz andere Bedeutung. Wäre ihr Gegner wirklich ihr Cousin, dann würde es zumindest erklären, warum er es gerade auf die drei Brüder abgesehen hatte. Und auch wieder nicht! Warum sollte Valerian die Einzigen töten wollen, die ihm noch so etwas wie Familie bedeuten konnten? Aber andererseits, warum hatte er sich nie die Mühe gemacht, nach Überlebenden der von Arans zu suchen? Warum hatte er nie die Van Bastens aufgesucht? Nach allem, was Nat durch die Vision erfahren hatte, fand er nur einen Schluss für das alles: Valerian konnte es wohl nicht verkraften, dass die ganze Familie ausgerottet wurde und nur die drei Jüngsten von Arans gerettet werden konnten. Irgendwie schien er die Brüder für etwas zur Rechenschaft ziehen zu wollen, für das sie nicht das Geringste konnten.
Nat hatte seine frisch gewonnenen Erkenntnisse natürlich sofort mit seinen Brüdern besprochen. Auch Dario und Adrian konnten sich die Situation nicht anders erklären. Doch galt es noch eine unbeantwortete Frage zu klären. Was bewog Valerian nur dazu, seine ganze Rasse in Aufruhr zu bringen? Warum konnte er es nicht bei den drei Brüdern belassen? Weshalb wollte er die Kirche aus dem Dorf tragen? Wieso das ganze Volk, ja sogar die Menschen in etwas hineinziehen, das innerhalb der Familie seine Wurzeln hatte? Dies blieb den von Arans weiter ein Rätsel.
Gewappnet durch Nats Neuigkeiten, hatte Adrian die Suche sodann auch anders aufgezogen. Doch der ersehnte Erfolg blieb weiterhin aus. Alles, was sie über Valerian in Erfahrung bringen konnten, war, dass er eigentlich tot sein müsste. Es war wirklich zum Aus-der-Haut-Fahren. Wie man das Blatt auch drehte und wendete, weder Balthasar noch Valerian schienen zu existieren, obwohl sie doch eindeutig am Leben waren. Zumindest einer von beiden.
Nat hatte Adrian in den vergangenen Wochen bei seiner Suche begleitet. Dario, welcher normalerweise an Adrians Seite gegen die Rebellen kämpfte, war im Augenblick keine große Stütze.
Er konnte seine Konzentration momentan nur auf Betty lenken.
Die Begegnung mit der wahren Liebe bedeutete für einen Vampir alles andere hintanzustellen. Die Hormone ließen ihm oder ihr einfach keine andere Wahl, als sich nur auf die oder denjenigen zu konzentrieren. Die wahre Liebe drängte sich absolut in den Lebensmittelpunkt. Sie führte zwei Hälften zueinander und ließ sie zu einem Ganzen verschmelzen. Vampire lebten schlichtweg für ihre Liebe. Demnach konnte Dario seine Betty auch nicht einfach wochenlang alleine lassen. Bei ihm, wie auch bei ihr, hätte sich dies in regelrechtem körperlichem Schmerz bemerkbar gemacht. Die wahre Liebe forderte nun mal bedingungslose Hörigkeit ihrer Schützlinge. Doch wem sie sich offenbarte, der wurde in all ihre Geheimnisse eingeweiht und war sich ihrer auf Lebenszeit sicher.
Um die so entstandene Lücke zu füllen, wurde Nat quasi zur Vertretung von Dario bestimmt. Doch das Vorhaben erwies sich als gar nicht so einfach. Nat war eben alles andere als ein Kämpfer. Freilich sollte er Adrian nur begleiten und mit ihm Augen und Ohren offen halten. Nicht dass Adrian seinem kleinen Bruder je einen Kampf zugemutet hätte, wusste er doch um dessen nicht vorhandene Kampferfahrung Bescheid. Nun, dies alleine wäre für die Brüder noch zu schaffen gewesen. Doch Adrian und Nat waren einfach in jeder Linie viel zu unterschiedlich.
Während Nat der einfühlsame, ruhige Denker und Diplomat unter den Brüdern war, so war Adrian das genaue Gegenteil. Nicht umsonst galt er unter den Vampiren als ungekrönter Herrscher ihrer Rasse. Adrian war impulsiv und bestimmend. Er war es gewohnt, den Ton anzugeben, und für gewöhnlich wagte es niemand, ihm zu widersprechen. Dario konnte gut mit dem großen Bruder umgehen, da sie natürlich viel Zeit miteinander verbrachten und er zudem der Zweite in der Rangordnung des Schutztrupps war. Als solcher, und vor allem als erprobter Kämpfer, hatte Dario den Respekt seines Bruders auf seiner Seite. Nicht zuletzt sei die Kraft der Empathie erwähnt, welche Dario zudem eine größere Anpassungsfähigkeit verlieh als jedem nicht empathisch veranlagten Vampir. Nat hingegen hatte durch seine Schreiberei nicht gerade den Respekt des großen Bruders geerntet. In Adrians Augen war dies reine Zeitverschwendung. Seiner Ansicht nach waren Männer geboren, um zu kämpfen, nicht um Bücher zu schreiben!
Nun, trotz all der Widrigkeiten funktionierte das ungewohnte Brudergespann sogar noch einigermaßen gut in der ersten Woche ihrer gemeinsamen Mission. Einerseits hatten sie genug zu erledigen, sodass kaum Zeit blieb für Persönliches. Zum anderen hatte Adrian genug Gründe, um sich über Dario und dessen "zum Himmel schreiendes Verhalten" zu beschweren. Nachdem sich die anfänglich stumme Wut gelegt hatte, nutzte Adrian nun quasi die Gelegenheit, seinem Ärger auch verbal Luft zu machen. Doch die Rebellensuche gestaltete sich zunehmend ereignislos, und das Thema Dario war schneller erschöpft als vermutet. Um die Zeit, seiner Meinung nach, wenigstens sinnvoll zu nutzen, begann Adrian kurzerhand seinem kleinen Bruder ein paar Lektionen in Selbstverteidigung zu geben.
Eine Zeit lang machte Nat gute Miene zum bösen Spiel. Doch bald war es auch mit seiner Geduld zu Ende. Schließlich war er ein Vampir und kein Dummkopf. Er konnte sich sehr wohl verteidigen, wenn er es nur wollte! Auch ohne die Anleitung des älteren Bruders! Dies wiederum beleidigte Adrians Stolz, eins führte zum anderen, und der Krach war perfekt. Glücklicherweise hatte just in diesem Moment Dario Bescheid gegeben, dass er und Betty nach Schottland aufbrechen würden und Nat somit sein Anwesen wieder für sich haben konnte. Das Timing hätte besser nicht sein können. Adrian suchte unter seinen Männern Ersatz für Nat, welcher sich mit Freuden von seiner Zwangsverpflichtung zurückzog. Und jetzt, wo er seine sehnsüchtig erwartete Ruhe wiederhatte, konnte er sie erst recht nicht richtig nutzen.
Nat seufzte resignierend und versuchte sich auf das Buch zu konzentrieren, das er eigentlich schreiben wollte. Doch wieder blieben seine Gedanken bei Balthasar oder Valerian hängen. Wie war es bloß möglich, dass er einfach nicht zu existieren schien? Selbst als transformierender Vampir müsste er in über tausend Jahren doch irgendwo eine Spur hinterlassen haben.
Großvater Frederic hatte immer erzählt, dass die Zwillinge, Valerian und Valentina, eine ganz besondere Bindung und dadurch auch unvorstellbare Macht besessen hatten. Nun, dies sprach sehr dafür, dass Valerian hinter alledem steckte, denn nur ein mächtiger Vampir konnte so ein Täuschungsmanöver vollziehen. Und mächtigere Vampire als die von Arans gab es nicht, was Valerian wiederum inkludierte. Doch warum? Nat hatte das unausweichliche Gefühl, dass er noch immer nicht alle Teile des Puzzles beisammenhatte. Das Ganze war einfach noch nicht stimmig. Laut Frederic hatte man damals angenommen, dass Valentina etwas zugestoßen sei, worauf Valerian die Kontrolle verloren haben musste. Was also war damals wirklich passiert?
Nat war mehr als frustriert. So dankbar er für seine Gabe war, manchmal hasste er sie bloß. Nicht wegen der Fähigkeit an sich. Nein, vielmehr wegen der winzigen Tatsache, dass es für seine Gabe keinerlei Auslöser gab. Einzig von einer wohl höheren Macht bestimmt, als Nat es war, kamen und gingen die Visionen ganz so, wie sie wollten. Es machte keinen Sinn, sie herbeizwingen zu wollen, es funktionierte ohnehin nicht. Die Gabe ließ sich einfach nicht steuern.
Frustriert resignierte Nat diesmal endgültig. Ohne weitere Ablenkung schaffte er es zurück in die reale Welt. Doch bevor er sich seinem Buch widmete, folgte er einer, für ihn eher unnatürlichen, Eingebung und überprüfte seine E-Mails. Normalerweise schenkte er seinem Postfach keine Beachtung, denn es hatte sowieso nur der Verlag seine Adresse. Und dessen Nachrichten ignorierte er zumeist sehr erfolgreich. So waren auch diesmal unzählige Danksagungen, Gratulationen, Wünsche und die üblichen, seine Ignoranz betreffenden, Beschwerden des Lektorats dabei. Eine hübsche Ansammlung von Nachrichten, die der Verlag allesamt mit scheinbar ironischer Freude an ihn weiterleitete. Und genauso, wie sie eingegangen waren, landeten sie allesamt im Müll, ungelesen. Das heißt, alle, bis auf eine.
Instinktiv hatte Nat diese eine Nachricht aus dem ganzen Mist herausgefiltert. Auch wenn sie wie all die anderen vom Verlag weitergeleitet wurde, so klang sie doch auf seltsame Weise interessant. Im Betreff stand lediglich 'Fotostudio Elvira May'. Obwohl Nat sich absolut sicher war, keinerlei Firma dieser Bezeichnung zu kennen, öffnete er die Nachricht und staunte nicht schlecht.
Sehr geehrter N. A.,
falls Ihr Interesse, sich von mir fotografisch porträtieren zu lassen, weiterhin besteht, würde es mich freuen, dieses Vorhaben auf der Hochzeit Ihres Bruders in die Tat umzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Meyer
Fotostudio Elvira May
Das hatte er, bei den ganzen Turbulenzen der letzten Wochen, doch glatt verdrängt! Nat freute sich wie ein kleines Kind, denn allem Anschein nach war sein Plan aufgegangen!
Natürlich brauchte er mittlerweile keinen Trick mehr, um Ella kennenzulernen. Und das Rätsel um ihre Gedankenblockade hatte sich auch schon von alleine gelöst. Wenngleich Nat nach wie vor mehr als erstaunt war, dass es unter den Menschen tatsächlich echte Medien gab. Nie hätte er das für möglich gehalten. Aber, er hätte auch nie geglaubt, dass ein Mensch das spezielle Liebeshormon in sich tragen könnte! Nat lächelte vergnügt vor sich hin. Sag niemals nie, brachte die Angelegenheit wohl am besten auf den Punkt. Nun hatte sie tatsächlich auf seine Anfrage reagiert.
Ob sie auch von Neugierde dazu getrieben wurde? Wieder musste Nat lächeln, als er an ihre Begegnung zurückdachte. Dieses erschrockene und zugleich wilde Funkeln ihrer Augen, das war schon ein Anblick für sich! Entschlossen machte er sich daran, eine Antwort zu formulieren. Ein aktuelles Foto wurde tatsächlich schon länger von ihm gefordert, und vielleicht war es wieder an der Zeit, seinem Verlag einen Wunsch zu erfüllen. Obwohl, diese Lesereise und das Vampir-Dinner sollten eigentlich der Höflichkeit genug sein, für die nächsten fünf Jahre!
Dennoch, Nat konnte der Versuchung nicht widerstehen, drängte sich ihm doch ein weiterer Pluspunkt auf. Würde er Ella auf ihrerseits sicherem Terrain begegnen (und die Fotografie war dies wohl allemal), so diente dies doch auch als Tarnung für ihn. Schließlich wollte er keinesfalls einem Menschen gegenüber sein wahres Ich preisgeben. Somit konnte eigentlich nichts schiefgehen. Wenn er Ella also offiziell für diesen Auftrag engagieren würde, konnte er sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe erledigen. Seine Neugier befriedigen und den Verlag zufriedenstellen. Und was das wahre Ich betraf, tja, da konnte er, der Vampir, zumindest sicher sein bei dem, was ihn bei dieser speziellen Menschenfrau erwartete!